- “Im allgemeinen ist die Lebensart der Rheinhessen einfach. In bemittelten Familien besteht das Frühstück in leichtem Kaffee mit Butterbrod. Die Arbeiter auf dem Felde genießen gegen 8 Uhr nach fünfstündiger Arbeit ein Stück Kornbrod mit Käse…” (Wilhelm Hesse)
Das Publikum der Krimi-Lesung – sich zu einem nicht geringen Teil selbst aus Rheinhessinnen und Rheinhessen rekrutierend – gluckst zufrieden und ist gefangen. Beim Zuhörer des Jahres 2015 kommen derlei historische Zitate immer gut an, erlaubt der Abstand der Jahrhunderte bei aller regionalpatriotischen Identifikation auch ein wenig wohlig schaudernde Distanz. Das wird Krimi-Autor und Winzer Dr. Andreas Wagner bei seiner Auswahl gewusst haben. Entnommen hat er die Passage über die frugale Ernährung der Landleute einer landeskundlichen Betrachtung aus dem Jahr 1835.
Im weiteren liest Andreas Wagner, prononciert vortragend und kongenial unterstützt von PD Dr. Christoph Brochhausen, vor allem aus seinem neuen rheinhessischen Winzerkrimi. Im Angebot der literarisch-pathologisch-önologischen Kombiveranstaltung: Leiche im Lehnstuhl, Leiche unterm Häcksler, Leiche im Kohlendioxidnebel sowie zurückhaltend eingeschenkte Proben aus der Produktion des eigenen Weingutes. Wobei die sparsame Ausgabe von Pinot Noir, Sauvignon Blanc und Cuvee wahrscheinlich dem Stolper- und Glasbruchpotential des Veranstaltungsorts geschuldet ist, findet die Lesung doch in einem Hörsaal der Unimedizin mit engen und steil ansteigenden Bankreihen statt.