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Eisenbahnbrücke Nord

Das Bild zeigt ein Graffito auf einer Mauer

    “… da lag plötzlich die blitzende Tiefe mit Strömen, Städten und Schlössern im schönsten Morgenglanze zu ihren Füßen. Der Einsiedler schien selber überrascht. ‘Ach, wie schön ist die Welt!’ rief er bestürzt aus, bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen und eilte so in die Wälder zurück.” (Eichendorff)

Adam-Karrillon-Straße

Das Bild zeigt das Graffiti eines Luftballons an einer Hauswand

    “Wer die Entdeckung der Luftballone mit erlebt hat, wird ein Zeugnis geben, welche Weltbewegung daraus entstand, welcher Anteil die Luftschiffer begleitete, welche Sehnsucht in so viel tausend Gemütern hervordrang, an solchen längst vorausgesetzten, vorausgesagten, immer geglaubten und immer unglaublichen, gefahrvollen Wanderungen teilzunehmen …” (Goethe)

Hintere Bleiche

Graffiti an der Hauptpost, Hintere Bleiche

    “Um aber ein Urtheil über jene Frage näher zu bringen, würde ich Ihnen Folgendes rathen: Hüten Sie sich vor allen Negationen die ich mit rother Tinte unterstrichen habe, ferner von allen Übertreibungen welches indirecte Negationen sind.” (Goethe, 1815)

So produktiv die Graffiti-Szene in der vollgefressnen geisteskranken Stadt agieren mag – mit eingängig-griffigen oder ästhetisch überraschenden Kommentaren zu den globalen ökonomischen Brüchen und Beben hat sie sich bisher nicht gerade hervorgetan.

Im vorvergangenen Jahr konnte man immerhin ein sarkastisches “Es lebe die Finanzkrise” lesen – an der Wand eines Hüttchens im entlegensten Winkel des Rosengartens. Das mochte die Zuspitzung vielleicht lokal in die Nähe der Marktteilnehmer rücken, die es anging (in den benachbarten Straßenzügen der Oberstadt erreichte die FPD 2009 mit ihre höchsten Stimmenanteile). Wenn es überhaupt zum Diskurs beitrug – im nächsten Frühling war es schon wieder entfernt.

Nun adressiert ein orangeroter Schriftzug an der Fassade der Post in der Hinteren Bleiche seit kurzem den derzeit amtierenden Finanzminister und dessen Rollstuhl. Es ist trotz seiner Brutalo-Drastik derart bedeutungslos, dass es hier nicht weiter reproduziert werden soll. Von der Ästhetik her scheint die Wahl der Farbe und der Schnörkelschwung mit dem dazugefügten Ausrufezeichen noch das gewagteste an der Sprüh-Aktion.

Ansonsten “business as usual”: an allen Wänden nichts Neues. Nur die üblichen Verdächtigen: Luftballons, glubschäugige Blumenvasen, Zyklopenwesen – und natürlich die “sad eyed ladies”, die bestimmt nicht wegen Schäuble traurig sind.