- Am Rheinufer im Ried ohnweit Oppenheim steht oder stand über Steinstufen eine hohe Säule auf vier Kugeln, die das Postament trägt, ruhend, in Form eines Obelisken. Auf der Spitze trug sie den sitzenden schwedischen Wappenlöwen mit behelmtem und gekröntem Haupt, in den Vordertatzen Schwert und Reichsapfel haltend. Es geschah, daß König Gustav Adolf von Frankfurt über Darmstadt längs der Bergstraße dem Rheine zufuhr und mit vier Getreuen in einem Nachen von Rockstadt aus den Rhein befuhr, die Gegend zu untersuchen, doch mußten diese Schweden sich bald vor den um Oppenheim verschanzten Spaniern zurückziehen. Dann aber ließ der kühne Schwedenkönig in den Dörfern am rechten Rheinufer die Scheunentore ausheben und sein Volk statt auf Flößen auf diesen Scheunentoren überschiffen, griff die Schanzen an und nahm Oppenheim mit Sturm. Zum Gedächtnis dieses Sieges ließ König Gustav Adolf diese Säule mit dem Löwenbilde aufrichten. Nun trug sich’s zu, daß hernach, als der tapfere Schwedenheld bei Lützen gefallen war, wieder Kaiserliche diese Gegend besetzten. Da unternahm es ein kaiserlicher Offizier nicht ohne Gefahr, den hohen Obelisk zu erklettern, um das Schwert dem Löwen aus der Tatze zu nehmen, dann später dasselbe als ein Siegeszeichen dem Kaiser Ferdinand II. darzubringen, großer Belohnung, vielleicht einer güldnen Kette sich verheißend. Aber der Kaiser wurde überaus zornig über dieses Geschenk und sagte zu dem Offizier: Wie konnte Er sich unterfangen, eines so großen und tapfern Helden Denkmal zu berauben und zu verunehren? Ihm gebührt eigentlich ein Strick um den Hals, als einem Räuber. – Und hat der schwedische Löwe sein Schwert hernachmals wieder erhalten, auch ist die Schwedensäule späterhin, als sie den Wogen des Rheins und dem Eisgange allzu nahe und zu gefährlich stand, abgebrochen und besser landeinwärts gesetzt worden.” (Ludwig Bechstein)
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Rheinpfalz revisited: Grenz- und Gerichtsstein zwischen Ramsen und Sippersfeld
Rheinhessen revisited: Kriegerdenkmal in Groß-Winternheim
Rheinhessen revisited: Kriegerdenkmal (1870/71) Mommenheim
Rheinhessen revisited: Nierstein
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“”Warum sind wir so fest dazu entschlossen? Nicht etwa, glauben Sie mir das, aus parteipolitischem Haß. Das ist nicht der Grund, sondern wir sind dazu so fest und bis zutiefst entschlossen, weil wir glauben, daß mit einem Sieg der Sozialdemokratischen Partei der Untergang Deutschlands verknüpft ist.” (Konrad Adenauer, zitiert nach: SPIEGEL, 11. Jahrgang, Heft 37, 11. September 1957)
Das Niersteiner Kanzler-Eck erinnert daran, wie die Niersteiner einem Bundeskanzler einen “großen Bahnhof” bereiteten. Es war im August 1957. Der Bundestagswahlkampf lief auf vollen Touren. Mit einem Sonderzug reiste Konrad Adenauer durch die Lande. Der Kanzlerterminkalender verzeichnet für den 1. August: 19:25 Uhr: Ankunft in Nierstein mit Begrüßung durch Ministerpräsident Altmeier. Der Abend sah eine zweistündige Wahlkampf-Veranstaltung im Kurfürstlichen Schloss in Mainz vor, gegen 01.15 Uhr nachts drängten ihm die Honoratioren Niersteins noch eine Kiste “Woi” auf und nötigten zu einer Eintragung in das Gästebuch der Stadt, bevor der Sonderzug auf Gleisen der “Valtinsbahn” in Dexheim abgestellt wurde. Am nächsten Morgen stand dort – Überraschung!!! – wieder die Überreichung einer Kiste “Woi” auf der Agenda.
Rheinhessen revisited: Ingelheim, Heidesheimer Tor
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Ich kenne einen Menschen, der als Anachoret | Wie einst die heil’gen Büßer, auf hoher Säule steht | Im Sommer brennt hernieder versengend heißer Strahl | Im Winter muß er dulden des Frostes starre Qual | Der Glieder freies Regen, es ist ihm, ach, verwehrt | Von Ferne muß er schauen, was tief sein Herz begehrt.” (Ferdinand von Saar)
Säulenstehen leichtgemacht: Angehenden Styliten bietet der Säulenhof der Kaiserpfalz Ingelheim ein komfortables Trainingsareal. Pfeiler und Säulen deuten in einem archäologischen Fenster das frühere Peristyl an. Die Stümpfe sind leicht zu erklimmen. Von antiken Vorbildern wird eine Höhe von drei Metern “und weit mehr” berichtet.
Rheinhessen revisited: Nackenheimer Myriameterstein (Nr. XXXII)
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“Wer sind die tausendmal tausend, wer die Myriaden alle, Welche den Tropfen bewohnen, und bewohnten? und wer bin ich?” (Klopstock)
42,133 Kilometer gibt der Nackenheimer Myriameterstein (Nr. XXXII, Nr. XXXIV befindet sich in Budenheim) als Distanz zur Südgrenze des damaligen Großherzogtums Hessen an. Bei Guckis kombinierter “Amiche-Valtinche”-Tour dürfte er Radkilometer 46 markieren, roundabout…
Wackernheim
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“This must be the station they told me about, with the funny name. Not the station where the trains stopped, but the station where the station stops.” (Peter Falk, Himmel über Berlin)
Rheinhessische Bahnreisende, die sich eine Vorstellung von der (möglichen…) Zukunft des Mainzer Bahnhofs machen wollen, sei ein Blick auf den ehemaligen Festungsbahnhof der Selztalstellung in Wackerheim empfohlen. Als Verkehrsknoten verband die Wackernheimer Station die Feldbahn der Selzstellung mit einer nach Mainz führenden Linie. Der dafür notwendige Spurwechsel fand in Wackerheim statt. Von der ehedem teilverglasten 76 Meter langen Bahnhofshalle sind nur noch Eisenskelettt und Wellblechverkleidung übriggeblieben. In Ehren verrostet. Aber immer noch attraktiv für bahnaffine Tauben.
Liebfrauenplatz
- “Das Eiserne Kreuz ihre einzige Zier; alles zerschossen; ihr ganzes Prahlen nur ein Wettstreit in den Zahlen, in den Zahlen derer, die nicht hier.” (Theodor Fontane)
Die Spitze der Nagelsäule auf dem Liebfrauenplatz im Eisernen Kreuz zeigt die Jahreszahl 1813. Vielleicht sollte bei der Errichtung der Denksäule ein patriotischer Bezug zu der Völkerschlacht bei Leipzig hergerstellt werden. Diese zog sich zwischen dem 16. und 19. Oktober 1813 hin. Unter dem Datum des 25. Oktober 1813 verzeichnet das von Hans Baumann zusammengestellte “Mainzer Daten-Kaleidoskop”: “Hunderte verwundeter Soldaten (gemeint dürften Franzosen sein, Gucki) kommen mit Schiffen den Main herab und zeigen den Rückzug der bei Leipzig geschlagenen Armee an.”