- “Freiheit sich schaffen und ein heiliges Nein auch vor der Pflicht: dazu, meine Brüder, bedarf es des Löwen.” (Nietzsche)
Schlagwort-Archive: Denkmal
TdoD revisited: Frauenlobgymnasium von der Christuskirche
Gonsenheim, Pfarrer-Grimm-Anlage
- “Napoleon fasste sich und mit ruhigem Tone sagte er mir folgende Worte, nicht minder merkwürdig als die vorigen: ‘Die Franzosen können sich nicht über mich beklagen; um sie zu schonen, habe ich die Deutschen und die Polen geopfert. Ich habe in dem Feldzug von Moskau dreimalhunderttausend Mann verloren, es waren nicht mehr als dreißigtausend Franzosen darunter.'” (Metternich, über eine Konversation mit Napoleon I.)
Den Napoleonstein in der Pfarrer-Grimm-Anlage haben die Überlebenden der napoleonischen Zeit 1839 als Memorial für ihre gefallenen Kameraden errichtet. Von den 40 bis 50 sehr wahrscheinlich gegen ihren Willen eingezogenen Gonsenheimern überlebten elf ihre Zeit in der “Grande Armee” nicht.
Das hat die positive Einstellung der Gonsenheimer zum Korsen nicht nachhaltig verschlechtert. Nach einem opulenten Truppenmanöver am Großen Sand am 30. September 1804 in Gegenwart Napoleons und seiner Gattin Josephine hatte sich in der Gemeinde schon ein Napoleon-Verein gegründet.
Gonsenheimer Bauern und Bürgertum gehörten auch zu den Profiteuren der französischen Besetzung Rheinhessens zwischen 1792 und 1814 und der Errichtung des Département du Mont-Tonnerre. Der Code Civil hatte sie rechtlich Adel und Klerus gleichgestellt. Im Rahmen der Säkularisation erklärte die französische Departementsverwaltung früheres Mainzer Kirchengut zu Nationaleigentum und brachte es natürlich auf den Grundstücksmarkt. Aus Untertanen wurden Landbesitzer.
Fort Josef
-
“… so merke: Wenn auf der Sonne eine große scharf geladene Kanone stünde, und der Konstabler, der hinten steht und sie richtet, zielte auf keinen andern Menschen als auf dich, so dürftest du deswegen in dem nämlichen Augenblick, als sie losgebrannt wird, noch herzhaft anfangen ein neues Haus zu bauen, und könntest: darin essen und trinken und schlafen, oder du könntest ohne Anstand noch geschwinde heiraten, und Kinder erzeugen und ein Handwerk lernen lassen, und sie wieder verheiraten und vielleicht noch Enkel erleben. Denn wenn auch die Kugel in schnurgerader Richtung und immer in gleicher Geschwindigkeit immer fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach Verfluß von 25 Jahren von der Sonne hinweg auf der Erde anlangen, so doch eine Kanonenkugel einen scharfen Flug hat, und zu einer Weite von 600 Fuß, nicht mehr als den sechzigsten Teil einer Minute bedarf.” (Johann Peter Hebel)
Liebfrauenplatz
- “Das Eiserne Kreuz ihre einzige Zier; alles zerschossen; ihr ganzes Prahlen nur ein Wettstreit in den Zahlen, in den Zahlen derer, die nicht hier.” (Theodor Fontane)
Die Spitze der Nagelsäule auf dem Liebfrauenplatz im Eisernen Kreuz zeigt die Jahreszahl 1813. Vielleicht sollte bei der Errichtung der Denksäule ein patriotischer Bezug zu der Völkerschlacht bei Leipzig hergerstellt werden. Diese zog sich zwischen dem 16. und 19. Oktober 1813 hin. Unter dem Datum des 25. Oktober 1813 verzeichnet das von Hans Baumann zusammengestellte “Mainzer Daten-Kaleidoskop”: “Hunderte verwundeter Soldaten (gemeint dürften Franzosen sein, Gucki) kommen mit Schiffen den Main herab und zeigen den Rückzug der bei Leipzig geschlagenen Armee an.”
Neubrunnenplatz
Hessendenkmal, Sertoriusring
Sockel des Gutenbergdenkmals, Gutenbergplatz
- “… und nach ernstlichstem Erwägen kam ich endlich zu dem Schluß: es sei das beste für mich, den ganzen Kram an den Nagel zu hängen und mich, auf jede Gefahr hin, auf die eignen zwei Beine zu stellen. ” (Theodor Fontane)
Seit einigen Wochen fällt dem Radler der Kleiderhaken unter dem Fries des Gutenbergdenkmals auf. Ein Begründungszusammenhang hat sich noch nicht erschließen lassen. Sinnfreie Aktion der Spassguerilla, die am letzten Sonntag einige Meter entfernt unter der Begründung des Gedenkens an Loriot Plastikenten in einer Transportbadewanne spazierenfuhr? Hintergründig-resignative Anspielung der Kulturpessismisten auf den Verfall der Schwarzen Kunst im Zeitalter von Desktop-Publishing und Internet? Soll der gute alte Johannes seine doch gerade kürzlich von Patina befreite Kutte samt Druckerhandwerk an den Nagel hängen?