“Gibt es das wirklich, daß Staatsmänner, also doch erwachsene Leute, sich durch Tage ins Treuauge blicken und Sätze zueinander sprechen, persönlich, telegraphisch, mikrophonisch, deren Bravheitsgehalt vifere Knaben der Vorkriegszeit zum Schulstürzen gereizt hätte? Oder ist es wieder ein Wunder der Technik, daß zum tausendsten Male derselbe Gehirnschleim appretiert werden kann, Wörter, deren Inhalt völlig ausgeraucht ist, so permutiert werden können, daß Schall und Schwall vor einem internationalen Forum zur »Kundgebung« wird? Wenn da nicht von der neueren Journalistik her Fettaugen wie »stimmungsmäßig«, »ein Erleben«, »gefühls- wie verstandesmäßig« auf der gedanklichen Bettelsuppe schwömmen – glaubt man wirklich, daß man mit derlei noch Staat und gar zwei Staaten für ein Volk machen kann?” (Karl Kraus)