- “Der Bewohner von Mainz darf sich nicht verbergen, dass er für ewige Zeiten einen Kriegsposten bewohnt: alte und neue Ruinen erinnern ihn daran.” (Goethe)
Nicht nur Zitadelle, Bastionen, Wälle oder die Reduit auf der anderen Rheinseite haben sich als Überreste der Mainzer Festungsanlagen im Stadtbild erhalten. Auch zwischen den Vororten und im rheinhessischen Umland finden sich Trümmer mit Vergangenheit.
So auch im Kesseltal zwischen Hechtsheim und Ebersheim. An der so genannten Militärstraße haben Gestrüpp und Bäume ein Betonfundament überwuchert, das schon vor dem Ersten Weltkrieg entstanden war. Wie eine Hechtsheimer Lokalhistorikerin zuverlässig mitteilt, befand sich dort ein Wachhaus, das den militärischen Sperrkreis um ein Pulvermagazin absichern sollte.
Solche Friedenspulvermagzine entstanden nach der Pulverturm-Explosion weit von der Stadt entfernt im Vorfeld der Festung. Als am 18. November 1857 eine gewaltige Detonation ein Munitionslager am Gautor zerfetzte, war die Stadt nur um Haaresbreite an einer größeren Katastrophe vorbeigeschrammt.
Das Hechtsheimer Munitionsmagazin sollte wahrscheinlich das Fort Muhl der Selztalstellung bei Ebersheim mit Nachschub versorgen. Wenig hat sich erhalten. Nach 1918 mussten alle Anlagen niedergelegt und abgerissen werden.
Wenn schon der Krieg nicht aller Dinge Vater ist, so fand zumindest doch die Ruine an der Militärstraße einen zivilen Nachnutzer. Jäger nahmen sich der alten Befestigung auf besondere Weise an. Auf die Betonfundamente montierte man einen Ansitz. Seitdem äst kein Reh ungestraft in den Weizenfeldern der Umgebung. Getarnt und vor den Unbilden der Witterung geschützt überblicken die Hubertusjünger in der Dämmerung aus dem kleinen Hüttchen heraus ihr exakt definiertes Schussfeld. “Beton-Weg 310 Meter” vermisst eine schematische Darstellung die Zielentferung. Waidmannsheil…