- “Drei kleine Strassen mit Häuserchen wie aus einer Spielzeugschachtel münden auf den stillen Marktplatz. Der alte Brunnen vor dem Kirchlein rauscht, die Linden duften. Das ist das ganze Städtchen. Aber draussen, wo aus einem blauen, tiefen Himmel Lerchen singen, blinkt der See und wogen Kornfelder. Mir ist Alles wie ein Traum. Soll ich bleiben? Soll ich weiterziehn? Der Brunnen rauscht … die Linden duften.” (Arno Holz, 1898)
“DRP No. 16210” liest der durstige Radler auf dem Brunnen. Deutsches Reichspatent. 1881 wurde der Ventilbrunnen patentiert. Er gab frisches Wasser nur bei Bedarf ab und konnte im Winter nicht einfrieren. Damals ein Fortschritt für die Trinkwasserversorgung im öffentlichen Raum. Heute ein unscheinbares Artefakt der Technikgeschichte. Und ein Memento.
Bopp und Reuther war im ausgehenden 19. Jahrhundert einer der wichtigsten Hersteller von Pumpen und Armaturen. Um 1900 zählte das Unternehmen vom Mannheimer Waldhof zu den Weltmarktführern bei der Produktion von Absperrschiebern für Wasserleitungen. B&R-Ovalradzähler (Patent von 1932) werden heute noch eingesetzt.
Der Brunnen in Gau-Bischofsheim mag um 1900 aufgestellt worden sein und ist wohl seit Jahren trockengelegt… Vorbei – vergessen…
Als Mannheimer Großunternehmen existiert Bopp und Reuther schon lange nicht mehr. 1990 stieg ein Maschinenbaukonzern als Mehrheitsgesellschafter ein. Es folgten die üblichen Entlassungen, Abspaltungen, Buy-Outs, Verkäufe an Heuschrecken, Ausschlachtungen. Auf dem ehemaligen Werksgelände finden sich inzwischen Baumärkte und Discounter… Vorbei – vergessen…
Vorbei schon, vergessen nicht. In der Waldstraße neben dem großen Baumarkt stehen noch ein paar alte Häuserreihen aus dunklem Backstein – ehemalige Werkswohnungen von Bopp und Reuther. Mannheimer Malochermilieu in unmittelbarer Nähe auch zum Benz, Boehringer, Vegla und der PWA (die heute allesamt anders heißen). Aber ich weiß noch, wie es da riecht, je nachdem, von wo der Wind kommt.