- Schillerstraße
“… womit ich die Schattenbilder meines vergangenen Lebens aus den letheischen Fluthen mit reichem Zuge herauszufischen mich beschäftige.” (Goethe)
Punk: Stimmt – Genie: Stimmt – Verräter: Stimmt – Milliardär: Stimmt fast. Dass in den beiden Schaukästen der Kinopassage für zwei verschiedene Filme geworben wird, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Dem vorbeistreifenden Betrachter will es scheinen, als weise auch das linke Plakat auf den Streifen zur Sturm-und-Drang-Zeit Goethes hin – und nicht auf den Facebook-Gründer.
Es passt auch alles zusammen. Hätten sich Punks schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Szene gesetzt, Goethe wäre wohl – zumindest bis zum nächsten Trend – einer der ihren geworden. “Er ist bizarre und hat in seinem Betragen, seinem Äußerlichen verschiedenes, das ihn unangenehm machen könnte”, heisst es entsprechend. Auch das Attribut Genie wird man ihm nicht verwehren können. Als Verräter und Fürstenknecht wird mancher den arrivierten Weimarer Minister beschimpft haben. Und reich wurde der Großklassiker allemal (wenn auch kein Milliardär) – sein Honorar für eine 1810 verlegte Gesamtausgabe etwa betrug 10 000 Taler. Im “Nebenberuf” verdient er als Geheimrat und Minister etwa 3000 Taler per anno.