“Man hat kein anderes Material als seine eigenen Erfahrungen” (Uwe Johnson)

Uwe Johnson, Jahrestage

    Uwe Johnson, Jahrestage

Johnson also – soll mir recht sein… Dieses Journal wurde im Juni 2009 begonnen und hat die Fahrten eines Radlers ins Umland der vollgefressenen, geisteskranken Stadt am Rhein begleitet. Seine nachmittäglichen und abendlichen Zweidrad-Touren sollten leidige Pfunde wenn nicht abschmelzen so doch wenigstens in erträglicher Weise im Schach halten. Zur Dokumentation und Selbstmotivaton entstanden mehr oder weniger gelungene Lichtbilder vom Wegrand, Trouvaillen, optische Notate aus dem Alltag.

Ergänzt wurden sie durch stichwortartige Tourenbeschreibungen, die sich häufig wiederholten, weil auch der Radler nur ein Gewohnheitsmensch ist und lieber erprobten Routen folgt als in-the-middle-of-nowhere (zum Beispiel auf dem Winternheimer Berg) nach befahrbaren Wegen zu suchen. Weil er eine gewisse Affinität zum Dummschwätzen und Wortmetzen nicht verleugnen wollte und konnte, wurde begonnen, die täglichen Aufnahmen mit Zitaten aus Literatur und Alltagskultur zu kommentieren. Wenn es sich ergab wurde das eine oder andere Datum auch mit eigenen Texten unterlegt, ohne damit dem Anspruch genügen zu wollen, jeden Tag einen Text mit “Streiflicht”-Qualiät zu liefern. Vorläufig bleibt “Gucki” ein Stadt-Land-Fluß-Feld-Wald-Wiesen-Blog ohne weitere Verpflichtungen.

Gleichwohl soll natürlich nicht verleugnet werden, dass das Blog zuweilen auch als Ego-Schmeichler instrumentalisiert wird. Deshalb wurde das bisher entstandene Textmaterial auch recht neugierig dem “Ich-schreibe-wie”-Stiltest der FAZ überantwortet, dem sich derzeit so ziemlich alle Blogger hingeben. Nun ist eine empirische Stilkritik ohne Offenlegung der Analysemechanismen ungefähr genauso zutreffend wie sintemalen die Auskünfte der Buchela – gleichwohl, dass Uwe Johnson als literarischer Pate erschien, hat dem Radler doch ein wenig geschmeichelt.